Reines Vorgehen nach Regeln oder Normen sehe ich auch keinesfalls als absolute Notwendigkeit an und halte mich dabei auch fast nie an genau vorgegebene Proportionen wie das Drittel oder den Goldenen Schnitt. Das ist bei ausgedehnten Motiven ja sowieso kaum wirklich möglich. Ein bisschen gestaltersiches Empfinden ist eigentlich viel wichtiger. Das geht aber auch einigen Menschen ab - und das ist überhaupt nicht despektierlich gemeint. Und für solche (oder für Anfänger) gibt es eben die Regeln, die einen Einstieg mit gefälligen Fotos oder Gemälden erleichtern.
Ich erinnere mich an ein absolut großartiges Porträt eines kleinen Jungen, der ganz nach rechts an den Bildrand gedrängt aus dem Bild heraus schaute. Nach der klassischen Kompositionslehre ist das ja ein echtes No-Go, hier ließ es den Kleinen regelrecht verzweifelt und ausgegrenzt wirken. Ein wirkliches fotografisches Highlight, das natürlich von einigen der dortigen Forenmitglieder sogleich bemängelt wurde.
Manchmal ist es den Betrachtern vielleicht auch zuviel Aufwand, mal ein Foto auf sich wirken zu lassen und die entstehenden Eindrücke zu bewerten. Letztlich ist aber auch Fototalk ein Fotoforum, in dem Regeln und Farblehren ihren Sinn haben und erwähnt werden sollten, nur eben nicht zu exzessiv und als allein seligmachend.
Wegen der konzentrierten, fast comicartigen Wirkung finde ich deine Libelle ja auch großartig und kritisiere eben nicht die nicht absolut perfekte Schärfe oder Schärfeebene. Ist hier einfach nicht so wichtig!