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von Gast » Di Mai 09, 2006 12:22 pm
Moin,
tja wie sag ich es nur:
Nehmen wir mal an, du hätttest gefragt, ob man die Winterreifen aus dem Keller an einen Wagen montieren kann - auch wenn du den Wagen ohne Winterpaket gekauft hast.
Antworte ich mir ja, dann beschwerst du dich, daß die Winterreifen des alten Ferrari (Breit Flach und riesenfelge) nicht an deinen Smart / Ente / Käfer / Mini) passen.
Sage ich nein, beschwerst du dich das die alten Reifen des alten Golfs nun doch auf den neuen Wagen (auch ein Golf) passen und ich dich angelogen habe.
Man muß bei solchen Fragen genauer differenzieren:
Passt Objektiv X mechanisch an Kamera y? - Ja, wenn beide dasselbe Bajonett (= Anschluß) haben.
Auf eine M42 (Schraubgewinde) Kamera passt ein M42Objektiv, aber keine Nikon Ai Objektiv.
Auf eine Nikon AF passt erstmal rein mechanisch alles was seit den späten 70ern für Nikonkameras an Objektiven gebaut wurde - mit einigen ganz wenigen Ausnahmen (=Spezielle Objektive für Medizinische Anwendungen) , also alle Ai, Af,Af-D Objektive).
Auf eine Canon mit EF Bajonett passt jedes EF OBjektiv, auf eine moderner Canon mit EF-S Bajonett passen alle EF-S Objektive sowie die alten EF Objektive (Abwährtskompatibilität).
So wenn deine Objektive also dasselbe Bajonnett haben wie deine zukünftige Kamera hast du kein Problem die Objektive an die Kamera zu schrauben.
ABER - Wie sieht es mit den Funktionen und der Qualität aus?
Zu den Funktionen: (Hier als Beispiel Nikon inkl. deren Kürzel, da hier das Bajonett seit Jahrzehnten dasselbe ist):
Wenn du an die Supermodernste Kamera mit AF, nur noch elektronisch einstellbarer Blende (G), elektronischer Übermittlung der Entfernungseinstellung vom Objektiv an die Kamera (-D) usw. ein altes mechanisches Objektiv aus den 70ern anschraubst, wirst du folgende Probleme bekommen:
Das manuell einzustellende Objektiv (MF-Objektiv) ohne automatisches Scharfstellen der Entfernung (AF-Objektiv) stellt doch einfach die Entfernung nicht automatisch scharf - welch Wunder, aber es soll tatsächlich Vertreter der Spezies homo sapiens sapiens geben, die hier auch nach mehrfacher Erklärung den Zusammenhang nicht sehen ("Wieso? - die Kamera stellt doch scharf").
Das alte Objektiv hat keine Elektronik (oder aber es fehlen einige Funktionen). So wurde die Stellung der Blende sehr lange am Objektiv eingestellt. Als dann die ersten Kameraautomatiken (Automatische Einstellung der Belichtungszeit oder Blende oder beides durch die Kamera) auf den Markt kamen war es notwwendig daß das Objektiv der Kamera sagt, auf welche Blende es gerade eingestellt ist (Einführung der Ai Objektive).
Hierzu wurde am Objektiv eine mechanische Nase an den Blendenring (Das Teil wo man die Blende einstellt) angeschraubt. Dieser Bewegt je nach stellung einen Hebel an der Kamera und die Kamera kann anhand der Position des Hebels erkennen, auf welche Blende das Objektiv eingestellt ist.
Als dann später die Blende auch elektronisch gesteuert wurde, hat man aber zwecks kompatibilität die Nase (also die mechanische Übertragung) sowohl bei den Kameras als auch bei den neueren Objektiven beibehalten.
So konnte man entweder alte Objektive ohne elektronische Blende an neuen Kameras verwenden (auch wenn die die Blende auch elektronishc steuern könnten, wenn es das Objektiv zuläst) oder aber umgekehrt ein neues Objektiv mit elektronischer Blendensteuerung konnte die Blendenposition an alte Kameras aus den 70ern weiter mititeilen.
Soweit so gut: Nur ist denen dann eingefallen, daß so eine mechanische Blendenubermittlung ein paar Euros bei der Herstellung kostet und Sie haben einfach den Blendenring komplett mitsammt der mechanischen Übermittlung bei Einsteigerobjektiven weggelassen (Die G-Objektive von Nikon).
Ebenso wurde dann bei den Einsteigerkameras (sogar schon bei den Analogen F50 usw.) die Kameraseitige mechanik zur Blendenübermittlung weggelassen.
Somit gibt es dann hier z.B. das Problem, daß die Kamera bei einem alten (das Objektiv passt ja mechanisch an die Kamera) Objektiv nicht mehr weis, welche Blende eingestellt ist.
Diese Information brauch Sie aber, um die Belichtung einzustellen (P,A,S,T,Portrait,Lanschaft,Nacht,...- Programme).
Also wird die Kamera entweder einfach "Err" anzeigen und das Objektiv nicht akzeptieren oder aber die Entwickler haben sich gedacht "Sind wir mal Gnädig" und man kann zumindestens mit "M" (Zeit und Blende muß manuell eingestellt werden) noch Bilder machen.
Wenn bisher noch alles im grünen Bereich ist bleibt die letzte Frage:"Wie sehen die Bilder aus, die ich mit dem alten Objektiv mache?" oder "Welche Qualität kann ich erwarten?".
Tja dies hängt jetzt zu 100% davon ab, welche Objektive das sind und welche Kamera du dir kaufen willst.
Du kannst Glück haben und die beiden Vertragen sich einwandfrei oder - als anderes exrtrem - es kommt nur ein verwaschener unscharfer kontrastarmer mit Randabschattung versehener Wischiwaschibrei auf den Sensor.
extrem vereinfachend:
je kleiner die Brennweite des Objektivs, desto mehr Probleme mit Randabschattung und Farbsäumen (Licht trifft bei kleinen Brennweiten schräg im Randbereich auf den sensor und das mag der überhaupt nicht).
je größer die Brennweite umso weniger Probleme mit schrägen Lichteinfall hat man.
Digital optimierte Objektive machen im Prinzip nichts anderes, als durch eine andere Berechnung der Linsen (einfachst gesagt: Am Ende ist eine Sammellinse) die schrägen Strahlen zu vermeiden oder zumindest halbwegs gerade zu biegen.
Digitalsensoren liegen mit Ihrer Auflösung schon im Grenzbereich des optisch machbaren (auch die 350D, D70, *istD usw.) daher:
-ist die wahrscheinlichkeit mit einem Supersonderbillig-Objektiv - die sogenannten Glasböden - Farbsäume (blaue und gelbe Streifen entlang von Kontrastreichen Strukturen), unschärfen, mangelnden Kontrast zu haben größer als bei den sauteuren "Profi" Optiken.
Wobei hier natürlich auch passieren kann, daß ein preiswertes Einsteigerobjektiv auf einer digitalen ohne Probleme funktioniert (dazu gleich mehr), während die Platinum Edition mit Goldrand eines Profiobjektivs nicht zu gebrauchen ist (kann passieren muß aber nicht).
Als Beispiel:
Ich habe aus meine Anfangzeiten noch ein altes Nikon AF 1:1,8 50mm (altes Modell ohne -D). Gekauft mitte der 80er für unverschämt teure und unbezahlbare 129DM (umgerechnet also irgendwas um die 60EU).
Desweiteren habe ich das berühmte und vielgeliebte weil immerdrauf und mit TIPA Awards mehrfach ausgezeichente
Tamron 28-200 (Blende war irgendwas von 3,5 bis 5,6 oder so) gekauft mitte bis ende der 90er führ irgendwas um die 380DM (denke ich mal - keine Ahnung was das damals wirklich gekostet hat).
Tja, das 50er Billigteil ist an der Digicam von mir noch dermassen knackig, scharf und Kontrastreich das es nur vom (nun aber wirklich ein teures Objektiv) 1:1,8 85mm geschlagen wird.
Das Tamron hingegen ist eine reine Enttäuschung: Alle Bilder sind leicht verwaschen, Kontrast ist auch nicht sehr hoch und ab ca. 180mm war wirklich alles unscharf (Bei Gesichtsaufnahmen - Formatfüllend waren die Augen zum Teil nicht zu erkennen und sind in einer Soße untergegangen).
Bei Analog war das Tamron auch nie der bringer, dies hat man aber nur bei Abzügen in A4+ wirklich gesehen aber wer hat sich damals Bilder vom Format eines 19Zoll Monitors ausbelichten lassen (Ok ein paar Spinner gab es die das gemacht haben).
Um meinen Exkurs und meine Mittagspause abzuschliessen:
Sofern mechanisch und Elektronisch nichts im Wege steht, kannst du Glück oder pech haben.
Am besten, du nimmst die Linsen mit zum Händler und schraubst die Dinger einfach mal auf die Kamera (die du dann kaufen willst).
Dirk