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Abbild vom Abbild

Bildgestaltung, Locations und alle kreativen Aspekte der Fotografie

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Undine
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Abbild vom Abbild

Beitrag von Undine » Do Mai 06, 2010 7:41 pm

Ich sehe hier sehr oft Fotos von Skulpturen, Bildern, Graffitis. Also von "Kunst" im weitesten Sinne, die eine Idee bzw. eine Umsetzung dieser Idee eines Anderen ab-bilden. Ohne eigenes Dazutun, es wird "einfach nur" das Vorhandene abgebildet.

Schwer zu erklären: Etwas bereits von jemand anderem Gedachtes, Erlebtes, Ausgedrücktes, Erschaffenes nochmals abzubilden, indem man von dem von jemand anderem bereits Gedachten, Erlebten, Ausgedrückten, Erschaffenen nochmals ein Foto macht, es einfach abbildet. Wozu? (Wichtig: Die Frage ist nun völlig wertfrei und rein aus Interesse/Eigeninteresse gestellt…)

Natürlich bildet man generell beim Fotografieren das Vorhandene ab, das ist mir schon klar, aber bei Porträts, Landschaften etc. bringt man seine eigene Note, Stimmung, Perspektive etc. mit ein, und diese Motive sind ja auch einer ständigen Wandlung, Bewegung unterlworfen.

Ich stehe selbst oft vor Darstellungen/Kunst jedweder Art, die mir sehr gut gefallen, und die ich dann auch ablichte. Beim Sichten der Bilder merke ich, dass das, was ich ins Bild gebannt habe, irgendwie nicht "mir" gehört. Dass es nur ein Abbild dessen ist, was bereits geschehen ist. Irgendwie eklektizistisch.

Dann denke ich mir - warum habe ich dieses Bild gemacht? Eigentlich hat es doch "nur" den Stellenwert eines Bildes im Katalog einer Ausstellung z. B. Eine reine Darstellung, ohne eigene Inhalte. Ein Abbild vom Abbild.

Ist die Qualität des Abgelichteten dann dem Ablichter oder dem es ursprünglich Erschaffenden zuzuschreiben?

Nein – ich habe nichts von „Unkrauts“ Marihuanafeld geraucht, es ist nur eine Frage, die ich mir oft stelle, wenn ich vor Kunst stehe, die ich knipse und mich dann hinterher frage, warum überhaupt…

Mich würde interessieren, wie Ihr das seht.

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Beitrag von Undine » Do Mai 06, 2010 7:59 pm

Interessant. Mein Text hier ist wie durch Zauberhand plötzlich verlinkt zu einem Buch von Walter Benjamin.

Von diesem habe ich nur ein einziges Buch gelesen, "Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit", und irgendwie passt das :-)

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Nasus
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Beitrag von Nasus » Do Mai 06, 2010 8:00 pm

Es geht bei der Fotografie von Kunstobjekten ja nicht darum, die einfach abzulichen - mal abgesehen von der reinen Dokumentation.
Auch wenn die Möglichkeiten oft recht eingeschränkt sind, so ist auch mit einer Fotografie 'Kunst' möglich. Allein die Interpretation eines Kunstobjekts oder (was das Objekt selbst ja nicht kann) dessen Interaktion mit anderen Objekten oder Besuchern stellt durchaus Herausforderungen dar, die weit über 'richtig Belichten und Fokussieren' hinausgehen.

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Beitrag von Undine » Do Mai 06, 2010 8:01 pm

Ja, das sehe ich genau wie Du.
Aber wie würdest Du diese "Herausforderungen" genauer definieren?

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Beitrag von Undine » Do Mai 06, 2010 8:06 pm

Es geht mir ja gerade um diese Bilder, die nicht in Interaktion mit Betrachtern stehen - das ist natürlich eine ganz andere Geschichte (gab es nicht hier mal so ein großartiges Bild mit einem Künstler (ganz klein) vor dessen Werk?(ganz groß) ) , sondern lediglich dokumentieren.

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Nasus
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Beitrag von Nasus » Do Mai 06, 2010 8:10 pm

Etwas so zu fotografieren, wie es auf mich wirkt. Also nicht das Kunstwerk abbilden, sondern dessen Aussage, oder was eben 'rüberkommt'.

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Beitrag von Undine » Do Mai 06, 2010 8:12 pm

Das ist mir zu unkonkret :wink:
Hast Du ein eigenes Bild-Beispiel?

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Cano
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Re: Abbild vom Abbild

Beitrag von Cano » Do Mai 06, 2010 8:16 pm

Undine hat geschrieben:Ohne eigenes Dazutun, es wird "einfach nur" das Vorhandene abgebildet.
Und das ist oft gar nicht so einfach. :wink:

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Beitrag von Undine » Do Mai 06, 2010 8:20 pm

Rein technisch gesehen?
Oder was meinst Du...

Ächz. Schwieriges Thema. Ich bin schon ganz erschöpft vor lauter Nachdenken ;-)

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Beitrag von Cano » Do Mai 06, 2010 8:32 pm

Undine hat geschrieben:Rein technisch gesehen?
Oder was meinst Du...
Ich meine das ganz generell, d.h. unter allen in Betracht kommenden Gesichtspunkten.

Es ist zwar keine Kunst, Kunstwerke und dergleichen zu fotografieren, aber wenn man es gut machen will, ist es hilfreich, wenn man sein Handwerk versteht. Aus diesem Grund gibt es auch bei der fotografischen Abbildung von Abbildungen deutliche Qualitätsunterschiede.

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Beitrag von Undine » Do Mai 06, 2010 8:34 pm

Und was denkst Du dazu?
Ist die Qualität des Abgelichteten dann dem Ablichter oder dem es ursprünglich Erschaffenden zuzuschreiben?

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Re: Abbild vom Abbild

Beitrag von Cano » Do Mai 06, 2010 8:39 pm

Undine hat geschrieben:Etwas bereits von jemand anderem Gedachtes, Erlebtes, Ausgedrücktes, Erschaffenes nochmals abzubilden, indem man von dem von jemand anderem bereits Gedachten, Erlebten, Ausgedrückten, Erschaffenen nochmals ein Foto macht, es einfach abbildet. Wozu?
Weil die Funktion der Fotografie höchst nachrangig darin besteht, etwas Neues zu schaffen. Ihre Funktion liegt primär in der Abbildung des bereits Erschaffenen.

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Beitrag von Cano » Do Mai 06, 2010 8:44 pm

Undine hat geschrieben:Und was denkst Du dazu?
Ist die Qualität des Abgelichteten dann dem Ablichter oder dem es ursprünglich Erschaffenden zuzuschreiben?
Die Qualität des Abgelichteten ist dem Urheber des Abgelichteten und die Qualität der Ablichtung ist dem Urheber der Ablichtung (des Fotos) zuzuschreiben - jedenfalls grundsätzlich.

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Re: Abbild vom Abbild

Beitrag von Undine » Do Mai 06, 2010 10:06 pm

Cano hat geschrieben: Weil die Funktion der Fotografie höchst nachrangig darin besteht, etwas Neues zu schaffen. Ihre Funktion liegt primär in der Abbildung des bereits Erschaffenen.
Und genau DAS glaube ich nicht. Ich glaube, dass man das Vorhandene durch eigene Bilder neu erschaffen möchte, ihm den persönlichen Stempel aufdrücken möchte. Ich persönlich will das. Meine Erlebniswelt in Bilder (und Worte) fassen. Die gesamte Erlebniswelt ist naturgegeben "vorhanden". Vielleicht ist sie deshalb neu, dass man sie in Bilder fassen möchte, weil das, was man aufnimmt, einen inneren Bezug zu einem selbst hat... Das, was man in Bildern zeigt, hat einen direkten Bezug zu dem, was einem selbst wichtig ist.

edit: *Reflektier* Das steht gar nicht im Widerspruch zu dem, was ich von Dir zitiert habe...(Ich nähere mich an...)

Gast

Beitrag von Gast » Do Mai 06, 2010 11:09 pm

Ein bereits vorhandenes Kunstwerk ablichten kann man auf zwei verschiedene Arten:

Die eine ist die reine Reproduktion, d.h. ohne etwas neues zu erschaffen;

die andere ist die Einbeziehung des bereits Geschaffenen in einen neuen Kontext.

Beides hat seine Berechtigung, das erstere rein dokumentarische, das letztere auch eine kreative. Bei letzterem kann der Fotograf dann auch das Urheberrecht für das Foto allein für sich beanspruchen. Ich kann zum Beispiel die berühmte verdreckte Badewanne von Joseph Beuys im Museum ablichten und damit reproduzieren, ich kann aber auch die Putzfrau dabei fotografieren, wie sie sie aus überzogenem Pflichtbewusstsein schrubbt. Ich kann eine Skulptur im Stadtwald einfach so ablichten, aber auch einen Hund, der gerade sein Bein daran hebt.

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