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ISO und Belichtungszeiten

Allgemeine Fragen rund um die Digitalfotografie.

Moderator: ft-team

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Gast

ISO und Belichtungszeiten

Beitrag von Gast » Mi Aug 24, 2005 3:18 pm

Hy
Ich bin noch ein relativer Anfänger in Sachen Fotografie.
Da ich mich ein bisschen weiterentwickeln will, möchte ich wissen was Belichtungszeiten genau sind, wie und wann man sie anwendet. Und was ist ISO? Was bedeutet ISO 100, 200, 300...?

(Meine Kamera ist zur Zeit diese: (Link wurde entfernt). Ich spare aber zur Zeit auch auf eine Spiegelreflexkamera, Fotografie macht mir einfach viel Spaß!
Einige Beispiele meiner Aufnahmen findet ihr hier: http://baimages.blogspot.com
http://psrk.blogspot.com)

mfg!

KaoTai

Beitrag von KaoTai » Mi Aug 24, 2005 4:50 pm

Das ist bei der Digitalfotografie genau wie früher bei der Analogfotografie, nur kannst Du jetzt die "Filmempfindlichkeit" bzw. die ISO-Zahl bei jeder Aufnahme verändern. Früher ging das eigentlich nur, wenn Du einen neuen Film in die Kamera eingelegt hast.

D.h. Du kannst jetzt im Kölner Dom mit ISO 800 ohne Stativ knipsen und dann draußen auf der Domplatte wieder mit ISO 100 weitermachen.

Um ein richtig belichtetes Bild zu bekommen müssen - bei gegebenen Lichtverhältnissen - die Blende, die Belichtungszeit und die ISO-Zahl zusammenpassen.
Die ISO-Zahl legt fest, wie viel Licht auf den Film oder den Chip fallen muß, damit die Belichtung paßt.

>>>> Bei doppelt soviel ISO genügt halb soviel Licht. <<<<

Demnach wäre eine besonders hohe ISO-Zahl wünschenswert.
Hat aber Nachteile.
Analogfilme mit hoher ISO-Zahl sind grobkörniger und haben schlechtere Farben als niedrigempfindliche Filme.
Digitalbilder zeigen bei hoher ISO-Einstellung starkes "Rauschen".
D.h. einfarbige Flächen sind bei näherem Hinsehen nicht mehr einfarbig, sondern die einzelnen Pixel haben alle möglichen Farben.
Sieht man besonders bei Nachtaufnahmen auf dem schwarzen Hintergrund.
Deshalb gilt für analog wie für digital:

>>>> Immer mit möglichst niedriger ISO-Zahl fotografieren <<<<

Die ISO-Zahl legt also fest, welche Lichtmenge für ein richtig belichtetes Foto nötig ist.
Diese Lichtmenge die auf den Film oder den Chip gelangt, hängt davon ab, wie lange man belichtet (Belichtungszeit, Verschlußzeit) und wie groß die Öffnung des Objektivs ist (Blende).
Die Belichtungszeiten sind typischerweise Werte wie 1/125, 1/250, 1/500 Sekunde. D.h. die nächste Zeit ist jeweils doppelt bzw. halb solang wie die vorherige.
Wenn also für ein Bild bei ISO 100 eine Belichtungseit von 1/125 Sekunde paßt, dann ergibt sich bei ISO 200 (doppelte Empfindlichkeit) eine Zeit von 1/250 Sekunde (halbe Belichtungszeit).
Ja, das hat mit dem Bruchrechnen der 4 Klasse zu tun.
Die Hälfte von 1/125 ist 1/250 - sogar bei einer 8 MegaPixel-Kamera.

>>>> Doppelte ISO-Zahl, halbe Belichtungszeit <<<<

Wenn ich im oben genannten Kölner Dom ohne Blitz auf Verschlußzeiten von 1/8 Sekunde komme, würde ich die Fotos ohne Stativ verwackeln.
Bei ISO 800 anstatt ISO 100 verkürzt sich die Belichtungszeit um einen Faktor 8 auf 1/64 Sekunde, bzw. 1/60 Sekunde - das kann man auch ohne Stativ machen.

Die Blende ist etwas komplizierter. Denn

>>>> Kleine Blendenzahl bedeutet große Blendenöffnung <<<<

Angenommen ein Foto sei mit ISO 100, 1/125 Sekunde und Blende 16 richtig belichtet ist.
Wenn ich stattdessen mit 1/250 Sekunde belichten will (halb solange, halb soviel Licht) muß ich die Blendenöffnung (der Querschnitt durch den das Licht hindurchströmt) vergrößern. Logisch. Dazu muß ich aber die nächst-kleinere Blendenzahl nehmen, in diesem Fall also Blende 11 bei bei 1/250 Sekunde.

Die Norm-Blendenzahlen sind so abgestimmt, daß beim Wechsel zu nächsten sich die Öffnungsfläche des Objektivs jeweils verdoppelt oder halbiert:

1.0 - 1.4 - 2.0 - 2.8 - 4 - 5.6 - 8 - 11 - 16 - 22 - 32

Zusammenfassung:

Wenn ein bestimmtes Motiv, dessen Beleuchtung ich nicht verändern kann - also etwa den Watzmann - laut dem Belichtungsmesser meiner Kamera bei ISO 100 mit 1/250 Sekunde und Blende 11 richtig belichtet würde, könnte ich auch

- ISO 200 und 1/500 Sekunde, Blende 11
- ISO 100 und 1/500 Sekunde, Blende 8
- ISO 400 und 1/250 Sekunde, Blende 22

verwenden.

Für alles weiter empfehle ich z.B.

Alexander Spoerl, "Mit der Kamera auf Du"

Gast

Beitrag von Gast » Mi Aug 24, 2005 6:48 pm

Echt super erklärung!
Danke.
Jetzt werden mir hoffentlich auch Bilder am Abend gelingen, unverwackelt.

vielen dank!!

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westfalenpeppe
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Beitrag von westfalenpeppe » Do Aug 25, 2005 8:49 am

hallo selecta,

erst mal herzlich willkommen hier im forum. :D

die erklärungen von kaotai sind klasse.
lg
stefan

KaoTai

Beitrag von KaoTai » Do Aug 25, 2005 3:34 pm

Was weniger bekannt ist:

Digitale Spiegelreflexkameras können höhere ISO-Zahlen ausnutzen (bei gleicher Bildqualität) als Kompaktkameras.

Je höher die ISO-Zahl (und je wärmer das Kameragehäuse), desto stärker ist das Farb-Rauschen im Bild.

Während bei den Kleinen bei 800 ISO Schluß ist und das Bild ab 400 ISO schon deutlich verrauscht ist, geht z.B. meine EOS 10D bis 3200 ISO.

Das liegt daran, daß ihr Bildsensor größer ist.
Genauer: Die Chipfläche pro Pixel ist größer.
Oder jedes einzelne Pixel auf dem Bildsensor hat eine größere Siliziumfläche zur Verfügung.

D.h. je größer der Bildsensor und je geringer die Megapixel-Anzahl, desto weniger rauschempfindlich ist die Kamera, d.h. desto höhere ISO-Zahlen kann man verwenden.

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westfalenpeppe
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Beitrag von westfalenpeppe » Do Aug 25, 2005 5:28 pm

klingt soweit alles logisch, aber was ich mich schon länger frage ist was hat die wärme des Kameragehäuses damit zu tun :?: :?:
lg
stefan

fototalk
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Beitrag von fototalk » Do Aug 25, 2005 6:00 pm

.. soweit ich weiß ist im Endeffekt die Temperatur des Sensors für das Rauschen ausschlaggebend. Je niedriger die Temperatur desto kleiner ist der Widerstand und desto besser und schneller können die Signale weitergereicht werden -> weniger Bild-Rauschen.

Gruß Adam

KaoTai

Beitrag von KaoTai » Do Aug 25, 2005 10:54 pm

Der Grund liegt in der statistischen Thermodynamik.

Wenn ein Lichtquant auf den Halbleiter-Chip trifft, kann es Ladungsträger mobilisieren.
Die bleiben mobil bis die Belichtung beendet ist und der Chip ausgelesen wird.

Nun ist das Pixel aber so klein, daß Quantenmechanik und Thermostatistik zuschlagen:
D.h. durch thermische Zufälle können auch Ladungsträger mobilisiert werden, oder schon mobilisierte rekombinieren und damit unbrauchbar werden.
Je höher die Temperatur, desto häufiger treten solche zufälligen Ereignisse auf (Stichwort Boltzmann-Konstante).

Je größer das Pixel in seiner Chipfläche, desto besser mitteln sich solche Zufälle heraus - deswegen weniger Rauschen.

Ich gebe aber zu bedenken, daß eine gekühlte Kamera zwar weniger rauscht, dafür aber umgehend beschlägt (Stichwort Taupunkt).

Ein höherer Widerstand bei höherer Temperatur sollte eher zu einem dunkleren Bild führen.

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